zu sich kommen, unverhofft

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Wenn man etwas auf der Suchmaschine eingibt, weil man nicht sicher ist, ob man den Ausdruck so wirklich benutzen kann. Und dann ist einer der ersten Treffer auf Google ein Post des eigenen Blogs. Gut, der eingegebene Ausdruck ist ist auch nicht (mehr) sehr gebräuchlich, man könnte wohl auch altmodisch sagen.

Aber dass ich bei einer Google-Suche unverhofft über das eigene Geschriebene gestolpert bin, das ist – speziell, und mutet merkwürdig an. Irgendwie hat es mich aber auch gefreut!

Und die Frage, die sich am Schluss noch stellt, ist, ob ich mir mit meinem eigenen Text vom 2013 nun selber geholfen habe.

Karussells und die Tristesse

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Karussells – das ist ja etwas, das Spass erzeugen soll, ebendafür da ist. Vorallem bei Kindern, natürlich. Aber nicht nur.

Auf mich haben Karussells (dieser Tage) jedoch eine triste Wirkung. Ich weiss auch nicht, warum. Ich habe nichts gegen diese aufwändig erstellten technischen Maschinerien, die (manchmal) liebevoll verziert sind. Und als Kind hatte ich sicherlich Freude daran, ich weiss es nicht mehr.

Am ersten Mal ist es mir heuer an der Bümplizer Chilbi aufgefallen, die Tristheit bei den genannten Objekten. Es lag vielleicht daran, dass es fast keine Leute hatte an der Chilbi, das lässt die Karussells (und den Vergnügungspark) natürlich nicht sonderlich vergnüglich aussehen. Vielleicht lag es aber auch an den alten, in die Jahre gekommenen Anlagen. Bei welchen es wohl nur noch eine Frage der Zeit ist, wie lange sie noch genutzt werden dürfen. Ob „Rösslispiele“ dieser Tage immer noch produziert werden? Vielleicht. Ich weiss es nicht. Vielleicht ist es ja das verzweifelte letzte Aufbäumen der Jahrmärkte, das ich spüre.

Wie auch immer. Gerade in der Tristesse liegt ja auch eine bestimmte Schönheit. Und jene Schönheit tragen die Karussells nun jedenfalls.

Wo man die Zeit vergisst

Spiez

Im März, in Spiez, beim Bahnhof. Der Zug Richtung Bern fährt langsam los, dann sehe ich einen Mann am Zug entlang rennen. Ich sehe, dass es sich um den Kondukteur handelt. Er hat vergessen, einzusteigen. Der Zug bremst ab, der Kondukteur kann einsteigen, und die Fahrt geht wieder los, mitsamt Kontrolleur.

Daran erinnere mich, weil ich heute wieder in Spiez war. Vor einem Zug reden zwei Kondukteure miteinander – einer blickt auf seine Uhr, stellt fest, dass es ja an der Zeit ist – der Zug hat jetzt abzufahren. Schnell steigt er ein, ebenso sein Kollege.

Spiez – scheinbar ein Ort, wo man die Zeit schnell vergessen kann.

Verschwindendes

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Fribourg, im Februar 2016

Am Bahnhof, auf dem Perron. Vis-à-vis vom Wartehäuschen ist ein ähnliches Häuschen, genauer gesagt, zwei Häuschen, hintereinander. Zu klein für einen Warteraum, und vorallem ohne Sitzmöglichkeit. Einen Moment lang frage ich mich, um was es sich hierbei wohl handelt. Räume für das Bahnhofpersonal? Das macht keinen Sinn, sind doch darin keinerlei Apparaturen, durch welche etwas erledigt werden kann. Dann merke ich: das sind einmal Telefonzellen gewesen. Nur sind die Telefonapparaturen entfernt worden, ebenso die Anschriften auf den Türen, auf einem Kästen in den Zellen steht noch der Schriftzug ‚Swisscom‘. An den Türen sind Schlösser angebracht. Ich frage mich, ob es die Abschliessmöglichkeit früher, als Telefonzellen noch genutzt wurden, auch schon gab. Und wie lange die Zellen noch hier stehen werden.

Als hätte ich die Zeit angehalten

hartes Pflaster

Auf dem Weg zur Arbeit, im Bus, im kalten Winter. Ich stehe, viele andere Mitfahrende auch, einige sitzen. Ich löse meine Armbanduhr vom Handgelenk. Habe ich sie doch ein paar Tage nicht getragen; vorhin habe ich sie aufgezogen, die Uhr läuft nun wieder, nun muss ich nur noch die Zeit einstellen und das Datum justieren. Ich ziehe die Krone hervor, das Uhrwerk bleibt stehen, wie üblich, wenn die Krone nicht eingerastet ist. Ich blicke auf. Der Bus steht still, vor einer Ampel, die Mitmenschen um mich sind stumm, bewegungslos, wie erstarrt. Als wäre die Zeit angehalten worden – als wäre das Stillstehen meiner Uhr der Grund für das Gleich- oder Ab- oder Stillschalten der Menschen um mich herum. Die Zeit ist für einen kurzen Moment eingefroren, so fühlt es sich an. Eingefroren ist auch die Welt ausserhalb des Busses, aber temperaturbedingt.

wenn die Musik spielt

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Beim Essen. In der Hotelbar wird Piano gespielt. New York, New York. Plötzlich, singt der Pianist mit, jedenfalls die Worte aus dem Liedtitel entfliehen seinem Mund. Die Musik ist okay, passend für den Moment. Ich frage mich, warum in Hotelbars immer dieselben Lieder gespielt werden. Doch dieser Gedanke ist sicher ein unfairer. Schon nur deshalb, weil die gespielten Lieder wohl jene sind, die die Leute hören wollen.

Eine Viertelstunde später. In der Tonhalle, ein Kammerorchester spielt Beethoven. Dirigent ist ein Brite mit Jahrgang 34, mit soviel Freude bei der Sache. Jedoch deutlich geschwächter als noch vor zwei Jahren. Die gespielte Musik ist fesselnd, perfekt zum Alles-vergessen, den Alltag, und, so paradox es auch klingen mag, gar auch die Musik. Es muss wohl Entrückung sein.
Nach der Pause. Es wird geklatscht. Ausgiebig. Und dann wird aufgestanden. Die Musik ist vorbei. Manchmal vergeht ja die Zeit schnell, wie im Flug, dass kennt man, das kommt oft vor, idealerweise. Aber dass Zeit auch in Überschallgeschwindigkeit dahinrasen kann, oder so, als wäre sie einfach so geskippt worden (und dennoch fehlt die Erinnerung nach dem Erlebten, Gehörten nicht), das erlebe ich heute zum ersten Mal.

Sun Island

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Hohe Erwartungen werden geschürt mit diesem Werbeschild. Wobei wir alle genau wissen, was uns da erwarten würde. Ohne dabei in einem Bräunungsstudio gewesen zu sein müssen. Diese Schilder, egal, wofür geworben wird, sehen nämlich immer so aus, sie wollen eine Sehnsucht wecken, doch dies ist nur Mittel zum Zweck. Um Sehnsucht geht es demjenigen, der das Schild aufgestellt hat, natürlich nicht.

Das Schild habe ich bei einer Tankstelle kurz vor Murten gesehen. Als ich beim Tankstellenshop meinen Einkauf bezahlt habe, gab ich dem Verkäufer nebst einigen Frankenstücken irrtümlicherweise eine Zwei-Euro-Münze. Diese Münze wurde mir höflich zurückgegeben, mit der Bemerkung, nur ‚richtiges‘, echtes Geld könne entgegengenommen werden.

Zurück zum Schild. Ich frage mich, wie alt es wohl ist. Vielleicht sogar so alt wie ich? Und ob es das Solarium noch gibt?