
Freitag Abend.
Nach langer Zeit reise ich wieder ins Oberland, dorthin, wo ich aufgewachsen bin.
Die SBB-Seite verrät, dass um achtzehn Uhr der Zug ziemlich voll sein wird.
Also beschliesse ich, etwas länger im Büro zu bleiben, und eine halbe Stunde später zu reisen.
Ein guter Entschluss, es hat genügend Platz im Zug, und es die Stimmung ist angenehm.
Einzig der Kerl, der direkt vor mir sitzt nervt mich etwas – er schreibt auf seinem Natel, mit lauten Tastentönen. Tastentöne – ich kann nicht begreifen, warum man diese eingeschaltet hat. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich zu heikel bin, dass mich so etwas, eigentlich eine Lappalie, stört.
Ich überlege, ob ich mich irgendwie beschäftigen soll während der Zugfahrt, die nicht ganz eineinhalb Stunden dauert. Ich sehe davon ab, es ist ein schöner Tag, und die Aussicht zu bewundern reicht vollends aus – und ich geniesse sie. Anders als früher, als ich noch pendelte und die Strecke täglich zweimal zurücklegte.
Überhaupt ist die Wahrnehmung dieser mir schon so lange bekannten Landschaft eine gänzlich andere als füher – die Berge scheinen höher und imposanter, das Tal unglaublich grün.
Aber so ist das wohl, wenn man Distanz zu etwas gewinnt.
Nach etwa einer Stunde Fahrt nimmt eine Mitreisende ein Gespräch auf dem Natel entgegen – und begibt sich in das Zwischenabteil, um das Gespräch dort zu führen. Das imponiert mir irgendwie – ist es doch irgendwie unter anderem ein schönes Zeichen von Respekt gegenüber den Mitmenschen.
Das Ankommen in der Heimat – dies geschieht nicht erst bei der Ankunft im Bahnhof.
Schon im Zug kommt ein „heimeliges“ Gefühl auf, als ich den melodischen, einzigartigen Dialekt bei vielen der Mitreisenden höre.