
Sehr gerne halte ich mich in Cafés in der Stadt auf. Sei es zum Schreiben, oder einfach zum Sein, um den Moment zu geniessen. In Cafés fühle ich mich geerdet, kann zur Ruhe kommen. Cafés können eine Oase sein, kräftebringend (nicht nur wegen der Koffeinzufuhr), ruhig, ehe man wieder Teil der lebendigen lauten Stadt wird.
Was mich immer wieder erstaunt, wie sorglos Leute plaudern in Kaffeehäusern. Was man, natürlich vorallem wenn man alleine im Lokal sitzt, mitbekommt, auch gerade hier in der Hauptstadt, ist immer wieder erstaunlich bis unglaublich. Hier trifft sich so eine manche, ein mancher, Politiker/in, Geschäfts- oder auch Privatpersonen mit seinesgleichen oder auch mit anderen.
Lauschen von Gesprächen, das gehört sich natürlich nicht. Doch manchmal, wenn etwas gerade in unmittelbarer Nähe besprochen wird, kann man einfach nicht weghören. Und das ist ja auch nicht schlimm – höchstens für den Mithörer selber. Man kann zum Beispiel unfreiwilliger Zeuge von Dialogen wütender Geschäftsmänner, die ganz und gar nicht zufrieden sind mit einer soeben beendeten Session des Grossen Rates, sein. Wir kennen alle solche Geschichten.
Ich finde es schön, dieses natürliche Vertrauen, das in Lokalen (natürlich nicht nur in Cafés) vorhanden ist. Man nimmt einfach an oder geht davon aus, dass allfällige Mithörer/innen Gehörtes nicht weiterverwenden oder gar missbrauchen. So sollte es sein.
Wenn ich die aktuelle Debatte anschaue, die im Netz herrscht, sieht es da bitterer aus. Ein Grundvertrauen der Internetnutzenden, vorallem den Behörden gegenüber, ist nicht mehr vorhanden – zu Recht, wie unter anderem Snowden bewiesen hat. Zumindest bei Teilen der Internetnutzenden ist das Vertrauen nicht mehr vorhanden, zerstört worden, so müsste der vorangehende Satz wohl angepasst werden. Und ein – wohl noch kleinerer – Teil unternimmt etwas dagegen (vorallem in in eigener Sache, in den allermeisten Fällen zumindest), zum Beispiel mit Verschlüsselung.
Wie schön wäre es, in einer Welt zu leben, in der es ein – gerechtfertigtes! – natürliches Vertrauen überall gibt – im Kaffeehaus, aber auch im Internet.
Unbekümmert zu sein, das ist doch etwas vom Schönsten.