abgefahrene Momente

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Es gibt Momente, die fühlen sich wie geträumt an, surreal. Nicht nur im Winter, wenn Schnee vorhanden ist, aber vorallem auch dann erlebe ich diese Augenblicke. Eine wunderschöne weisse Landschaft, Schneeflocken fallen vom Himmel, mit einer Geschwindigkeit, die eine verlangsamte Zeit vermuten lässt, als wäre ein Slow Motion-Modus aktiviert worden. Wenn man aber im Zug sitzt, so ist die Zeit schneller aufgedreht, schneller als normal, jedenfalls in der Welt, die da draussen vorbeibraust oder an der vorbeigebraust wird. Innen, wenn nur vereinzelt Menschen anzutreffen sind und nicht in jedem Abteil, ist das Tempo ein anderes. Zwei Tempi treffen also aufeinander, und das Resultat ist ein unvergleichliches, ein wohltuendes, zum Entspannen. Ich wünsche mir, dieses Zeitfenster – ein solches ist es; dauert die Fahrt doch nur zwanzig Minuten – würde noch lange andauern. Ein Buch lesen, oder eine Mail auf dem Mobiltelefon schreiben, das kommt für mich nicht infrage, nicht jetzt. Der Moment will nicht verinnerlicht werden, das hat fast etwas krampfhaftes. So, als müsse man den Moment bewahren, mit all seinen Facetten, und indem man dies versucht, misslingt es. Weil: so richtig archivieren, mit Bewusstheit, mit Absicht, und so richtig auskosten, das geht nicht zur selben Zeit. Also erlebe ich ich den Moment lediglich, nehme ihn war, fühle ihn. Vielleicht auch nur ansatzweise, aber das reicht. Solche Momente kommen nämlich immer wieder, vielleicht in anderer Form, aber mit der selben Intensität. Und trotz allem, trotz der weggelassenen Archivierung, bleibt ein Rest des Moments in der Erinnerung haften. Als wäre das Gedächtnis eine grosse Litfasssäule, die immer wieder mit neuem überklebt wird. Und wenn man den Rand vom Neuen etwas anhebt, ganz sachte, und darunter Vergangenes findet. Nur ein Fragment, vielleicht, aber auch Fragmente haben ihren Wert.