Auf dem Weg zur Arbeit. Es ist Dienstag, nach acht Uhr, und nicht Ferienzeit. Das merkt man, weil Sitzplätze Mangelware sind.
Zwei ältere Frauen, die es geschafft haben, je einen der begehrten Sitzplätze zu ergattern, plaudern über vergangene Zeiten. Dann, beim Kocher Park, entdecken sie jemanden draussen auf dem Gehsteig, eine Frau, etwas jünger als die beiden Tramreisenden. Es wird einander zugewunken. Die beiden älteren Frauen steigen auf, wollen aussteigen. Zwei Tramtüren sind in ihrer Nähe, beide etwa gleich nah entfernt von den Frauen. Vor einer der Türen steht niemand, vor der anderen eine junge Frau.
Die beiden Seniorinnen stehen hinter die junge Frau, die einen grünen Anorak trägt, das Tram hält an. Die junge Frau macht keine Anstalten auszusteigen – damit haben die beiden Seniorinnen wohl nicht gerechnet. Die Wartenden werden nicht bemerkt von der Jüngeren, von einem der anderen Mitpassagiere jedoch schon. Jener drückt auf einen grünen Knopf, um so zu verhindern, dass die Türen geschlossen werden und das Tram weiterfährt.
Eine der Seniorinnen scheint nach gefühlten Ewigkeiten (in Realzeit wohl eher nach zehn Sekunden) die junge Frau angetippt zu haben – vermute ich; jedenfalls bewegt sie die Frau im Anorak weg von der Tür, die beiden Frauen können aussteigen. Draussen bewegen sie sich in Richtung ihrer Bekannten, Richtung Gehsteig.
Das Tram fährt weiter.
Was die drei Frauen wohl für eine gemeinsame Geschichte haben. Und wieviele Geschichten es wohl zu erzählen gäbe von all den verschiedenen Personen, die sich noch im Tram aufhalten.