Abend. Es ist schon dunkel. Im Bus, es geht Richtung Bahnhof. Ich sitze hinter der Fahrerkabine, die Sicht nach vorne ist daher versperrt.
Links, durchs Fenster hinaus sehe ich einen teuer aussehenden BMW, zwei Personen sind darin, Mann und Frau, beide sitzen vorne. Gut verpackt in dicken Jacken, passend zum kalten, und regnerischen Wetter, das da draussen vorherrscht.
Etwas weiter vorne, auch links, an der ehemaligen Fleisch-Fabrik angebracht, ist ein Plakat. Etwas von Volk und glücklich steht da geschrieben. Und von Jesus und Gott. An den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht. Es ist eins dieser Bibel-Werbe-Plakaten, in gelb und blau gehalten. Den Farben der Ukraine. Ob ich den letzten Satz vor zwei Jahren auch schon geschrieben hätte? Wusste ich damals überhaupt, wie das Wappen der Ukraine aussieht? – Wohl eher nicht, muss ich zugeben.
Aus den Lautsprechern der Fahrerkabine tönt „One night in Bangkok“, das Original, von Murray Head. Älter als ich ist das Lied, aber zeitlos. Zeitlos, unsterblich. Lieder können so sein, wir Menschen nicht. Jedenfalls nicht unsere Physis.
So vieles, das wahrgenommen werden kann in der Stadt. Wenn man will, (und auch, wenn nicht). Man kann es in beschränkter Form steuern, das mit dem Wahrnehmen. Man kann sich von der Welt abkapseln, Ohrstöpsel einsetzen, oder Kopfhörer überstülpen, sich voll und ganz der Zeitung, dem Natel, oder einem Buch widmen. Oder aber man kann die Welt oder zumindest das Geschehen um einen herum in sich aufnehmen, ja gar aufsaugen. Sich darüber freuen, oder ärgern, daraus lernen. Das In-der-Stadt-sein ist immer wieder ein Erlebnis. Auch wenn man nur vorhat, alltägliches zu erledigen. Sei es wegen Gesehenem, oder auch wenn man selber in etwas eingebunden wird. Etwa ein unerwarteter Dialog, ein Angelächelt-werden, ein unvorgesehenes Ereignis – die Spannbreite der Möglichkeiten ist so unendlich gross. Die Stadt weiss immer wieder zu überraschen.