Generell lasse ich mir ungern DEN Lieblingstitel entlocken, sei es bei Filmen, CDs und so weiter. Gibt es doch so viele gute Werke!
Bei Büchern ists eigentlich nicht anders, ausser, dass ich da tatsächlich einen Lieblingstitel habe: „Die letzte Liebe des Präsidenten“ von Andrej Kurkow.
Eigentlich mag ich ja (fast) alle Bücher Kurkows, aber „Die letzte Liebe des Präsidenten“ ist einfach etwas besonderes. Und erst recht heutzutage.
Ein kurzer Abriss der Geschichte:
Das Leben von Sergej Pawlowitsch wird in „Die letzte Liebe des Präsidenten“ erzählt. Es wird immer wieder abgewechselt zwischen den verschiedenen Epochen; u.a. jene, in der Sergei die ersten Jahre des Erwachsenenlebens durchlebt, jene, in welchen er einen angenehmen Staats-Job hat und jener, in welcher er der ukrainische Präsident ist. Obschon ich nicht unbedingt Fan solcher Zeitsprünge bin, erzählt Kurkow recht geschickt auf diese Art und Weise; das Leben Sergej Pawlowitschs verdichtet sich so mehr und mehr für die Leserin/den Leser.
Sergei ist anfangs und auch später nicht gerade karierreorientiert, hat aber irgendwie immer Glück und erklimmt so seinen Weg bis zum höchsten Amt, jenes des Präsidenten. Obschon Glück habend, darf sich Sergej eigentlich stets immer mit Problemen herumschlagen (sonst wäre es ja auch langweilig!). Das hört auch nicht auf, als er Präsident ist, im Gegenteil.
Das Buch Kurkow’s ist nicht mehr das neueste, ist es doch bereits 2005 erschienen. Erstmals gelesen habe ich das Werk vor einigen Jahren, inform eines Lesexemplars. Das Buch hat mich stark geprägt (wie andere Bücher des Autors auch), schafft es Kurkow doch mit wenigen Worten derart viel zu sagen. Auch wird einem ein interessantes Bild der Ukraine vermittelt. Das Buch ist zwar vor fast zehn Jahren erschienen, doch zeigt es auch den heutigen Zeitgeist, irgendwie. Die letzte Epoche, in welcher die Geschichte spielt, findet in der Zukunft, in den Jahren 2015 bis 2016.
Nachdenklich stimmt, wie die Schweiz dargestellt wird – dorthin wird der kranke Buder Sergejs in eine Klinik gebracht. Die Schweiz wird wie ein kleines Paradies beschrieben – was dann auch tragische Konsequenzen hat.
Schön aufgezeigt wird, dass die Ukraine zwar ein sehr grosses, aber auch sehr verletzliches Land ist. Und dass Politik anders funktioniert als hierzulande – und nicht nur die Politik, sondern auch die Menschen.
Zwei kurze Zitate aus dem Buch:
„Wenn ein General Zivil bevorzugt, kann man ihm völlig vertrauen. Das bedeutet, er träumt nicht vom Oberbefehlshaberposten. Er ist frei von Größenwahn.“
und
„»Man muß die Menschen lieben«, sagte er leise in seinem Baß. »Auch wenn sie Schufte sind. Aber lieben muß man sie, sonst werden sie noch schlechter.«“
Diese und andere Sätze sind wie kleine Kunstwerke für mich, die zu lesen ich geniesse. Aber auch das Buch als Ganzes, in gedruckter Form 695 Seiten stark, ist für mich schlicht ein aus Buchstaben fabriziertes Kunstwerk. Vor fast zehn Jahren schon, und auch heute noch. Und sicher auch in zehn Jahren!