Im Film gehts, wie der Titel verrät, um Locke. Ivan Locke, um genau zu sein. Gespielt wird ebenjener von Tom Hardy. Andere Personen kriegt man im Film nicht zu sehen. Praktisch der ganze Film spielt auf der Strasse, lediglich am Anfang sieht man Locke in seinen Wagen einsteigen.
Beim Anschauen des Trailers wurde ich irgendwie irregeleitet. Erwartete ich danach doch einen Krimi oder Thriller.
Diese Genre-Beschreibung passt aber gar nicht. Locke ist Bauleiter und Familienvater, und versäumt ein extrem wichtiges Projekt, weil eine Frau, mit der er eine Nacht zusammen war, schwanger ist und das Kind unterwegs. Und da er nicht wie sein eigener Vater sein will, macht er sich auf den Weg zum Spital. Dabei versucht er, so gut wie möglich Probleme auf der Baustelle telefonisch zu lösen, und beichtet des weiteren seiner Frau den einmaligen Ausrutscher und die Folgen davon.
Der Film ist insofern speziell, als dass er wie gesagt ausschliesslich in einem Auto spielt (und mich unweiterlich an „Nicht auflegen“ erinnert). Wobei „Locke“ sich doch ziemlich von „Nicht auflegen“ unterscheidet; jener Film spielt zwar hauptsächlich in einer Telefonzelle, im Gegensatz zu „Locke“ kriegt man noch andere Schauspieler/innen zu sehen.
Einen Moment lang dachte ich wähend dem Schauen von „Locke“, dass das Werk theoretisch auch ohne Bild konsumierbar wäre. Also quasi als Hörbuch. Da eigentlich nichts spezielles zu sehen ist, während dem ganzen Film. Ausser Tom Hardy, der fährt und telefoniert, und erschöpft ist und irgendwie auch verzweifelt. Doch den Audio-only-Gedanken verwarf ich dann wieder; würden doch die Emotionen fehlen, die Tom Hardy so glaubwürdig vermittelt. Von Müdigkeit, über zu sich-Aufregen zu Verzweiflung. Und auch die wunderbaren Aufnahmen des Verkehrs, der sich dann und wann in wunderbarer Unschärfe auflöst.
Das britische Drama hat mich nachdenklich zurückgelassen. Es ist kein Film, den ich einfach so anschauen konnte um mich dann anschliessend sofort etwas anderem zuzuwenden. Und das gibt es dieser Tage selten.