Die Bücher von Ian Rankin um den Polizisten John Rebus habe ich geliebt, liebe ich immer noch. Sie haben mich durch meine Jugend begleitet, circa einmal im Jahr gabs ein neues Buch mit dem Antihelden Rebus – jener, rauchend und trinkend, mit unkonventionellen Methoden, war stets erfolgreich beim Lösen der Fälle im schottischen Edinburgh.
Ich bin erwachsen geworden, und John Rebus alt. Vor einigen Jahren ging er in Rente, löste dann „Cold Cases“ und ist nun wieder zurück beim CID (Criminal Investigation Department).
Doch irgendwie verloren die Geschichten um die etwas tragische Gestalt Rebus an Feuer – für mich ab dem Moment, als Rebus erstmalig den Polizeidienst verliess.
Auch die Bücher Rankins, die im selben Umfeld aber mit einer anderen Hauptfigur, Malcom Fox, erzählt wurden, waren auch nicht schlecht – aber mehr nicht. Vielleicht steht auch darum im neusten Wurf Rebus wieder im Vordergrund.
Die Enttäuschung über die Entwicklung der Rankin-Werke wird dadurch gemildert, dass ich vor einer Weile einen neuen Autoren, Oliver Harris (auch aus dem UK, aber aus London) entdeckt habe. „London Killing“ ist das Debütwerk von Harris, mit einer Hauptfigur (Nick Belsey), die John Rebus eigentlich gar nicht unähnlich ist – quasi eine jüngere, englische Version des Schotten Rebus, irgendwie. Wenn denn das Vergleichen eines Schotten mit einem Engländer erlaubt ist.
Nick Belsey frönt auch nicht gerade einem gesunden Lebenswandel, und hat unorthodoxe Ermittlungsmethoden und ist nichtlegalen Aktivitäten nicht unbedingt abgeneigt. auch bei Harris‘ Erzählungen stehen nicht nur die vorkommenden Charaktere im Vordergrund, sondern auch die Stadt resp. Die Orte , an welchen die Geschichte spielt. auf faszinierende Art verschwimmen der Plot und die Umgebung zusammen – und erfährt z.B. Dinge über London -Stichwort Brutalismus -, die man in einem Krimi nicht unbedingt erwartet hätte (Brutalismus; tönt zwar durchaus nach Krimi, ist aber ein Architekturstil der Moderne).
Das Lesen der Belsey-Fälle macht einfach Spass: eine spannende Handlung, und ein wunderbarer Schreibstil; genug, um sich in den Büchern verlieren zu können – was will man mehr?
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NB: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich sowohl Rankins als auch Harris‘ Bücher auf Deutsch, also nicht in der Originalsprache gelesen habe. Und sicher auch ein Teil meiner Begeisterung den Übersetzern gilt; kann doch ein gutes Buch durch eine lieblose Übersetzung zunichte gemacht werden.