1. August. Heute ist der Nationalfeiertag hierzulande.
Feuerwerk kann schon Wochen vorher gekauft werden, die grossen Warenhäuser in der Stadt stellen hierfür gar Jahr für Jahr eigens für diesen Zweck Stände auf, behängt mit unzähligen Schweizer Flaggen.
Den einzigen Knall an diesem Tag höre ich, als ich im unterirdischen Teil des Bahnhofes an der Kasse meine Verpflegung zahle – irgendein intelligentes Wesen hat in den Gängen hier unten einen Knallkörper oder eine Rakete gezündet.
Einige Stunden später, auf der Fromatt angekommen, ist geplant, eine Wanderung zu machen. Ziel ist der Seebergsee. Das Wetter ist sehr wankelmütig und wechselt fast im Minutentakt, zwischen Sonnenschein und Regenschauer.
Die Lichtsituationen sind einzigartig, und freuen mich besonders, macht das Fotografieren so doch besonderen Spass.
Bis zum Fromattgrat gelangen wir, wo wir gastfreundlich begrüsst und auch verpflegt werden. Ich werde eingeladen, den Stall zu besichtigen.
Aufgrund der Wettersituation wird beschlossen, nicht weiter zu wandern, der Besuch des Seebergsees fällt ins Wasser.
Am Abend ist es ruhig, in Anbetracht dessen, dass heute der erste August ist. Normalerweise ist dieser Tag geprägt vom lautstarken Zünden der Raketen. Aber hier auf der Alp wird man verschont von dieser lärmenden Geräuschkullisse.
Das einzige Feuerwerk, das von hier aus sichtbar ist, ist vermutlich eines im Saanenland.
Es ist jedoch in weiter Ferne, und nur ganz klein von hier oben. Die Pracht des Spektakels lässt sich nur erahnen.
Das Schweizerkreuz, bestehend aus ganz vielen Kerzen, welches alljährlich auf dem Chumi arrangiert wird, sieht man von hier aus nicht – wenn es denn überhaupt leuchtet in diesem Jahr.
Dafür sieht man verschiedenste Höhenfeuer – die einfach immer wieder faszinierend anzusehen sind. Der Aufwand, der mit dem Errichten der Höhenfeuer-Gebilde verbunden ist – unglaublich.
Eines der Feuer ist ganz nah, etwas weiter oben, irritierenderweise so angebracht, dass es vom Tal aus nicht gesehen werden kann.
Von hier aus ist es jedoch gut erkennbar. Aufgrund dadurch, dass es schon vor einigen Tagen aufgebaut worden ist und es immer wieder geregnet hat, bedarf es garantiert grosser Anstrengungen, das Feuer zu entfachen. Doch schlussendlich sind die Anstrengungen mit Erfolg verbunden, das Feuer brennt lodernd.
Dieser Tage ist viel geschrieben worden über den 1. August und die damit verbundenen Feierlichkeiten – viel Kritik, an den Schweizer-Fahnen, die traditionsbedingt an vielen Orten angebracht werden.
Angst vor Nationalismus hat man in einigen Kreisen. Man konnte lesen, dass man als Schweizer/in nicht stolz sein muss/darf auf seine Nationalität. Das alles will ich unkommentiert lassen.
Jedoch wird meiner Meinung nach viel zu viel in die Aktivitäten des 1. August hineininterpretiert.
Praktisch jedes Land hat „seinen“ Feiertag, und es ist doch schön, wenn ein Tag im Jahr etwas besonderes ist und gewürdigt wird. Die Gründe sind doch herzlich egal – sofern sie nicht grundlegend falsch oder fragwürdig sind.
Früher bin ich am 1. August immer in mein Heimatdorf gereist, wo während dieser Zeit ein Dorffest stattfand. Ich traf Leute, die ich während dem restlichen Jahr nie traf, und die auch nur an jenem Tag dort oben im von Bergen gesäumten Dorf waren.
Schon nur wegen solchen Momenten der Begegnung ist es schön, ist der 1.8., was er ist. Und wegen der Ehrwürdigkeit jenen Momentes am Abend, während es schon dunkel ist und die ersten Höhenfeuer erstrahlen.