Hier die letzte Taxi-Episode aus Russland.
Moskau, 10. Juli, etwas nach Mitternacht:
Ich habe fürstlich gegessen, und da für morgen einiges auf dem Programm steht, mache ich mich auf zum Hostel. Der Fussweg dorthin beträgt etwa 25 Minuten, welche ich mir ersparen will und mich darum für ein Taxi entschliesse.
Der Taxistand ist nahe, ich steige in einen Wagen ein, teile das Ziel mit. Mir wird gesagt, dass das Taxameter eingeschaltet wird, der Grund ist für mich nicht ganz ersichtlich, doch ich willige ein, ist es doch für uns in Europa normal, so Taxi zu fahren (im Nachhinein erfahre ich, dass man auf Taxameter-Fahrten in Russland verzichten sollte). Die Fahrt dauert etwa sechs Minuten, der Fahrer drückt ordentlich aufs Gas. Ich erkläre, dass der von ihm vorgesehene Weg so nicht optimal sei, da eine Baustelle im Weg ist. Das nicht berücksichtigend, muss der Taxifahrer halt vor der Baustelle erfahren, dass ich recht hatte.
Da es von der Baustelle nur noch eine Minute Fussmarsch bis zum Hostel ist, sage ich, dass ich den Fahrdienst nicht weiter benötige.
Das Taxameter wird mir gezeigt, und die etwas unangenehme Überraschung ist: die Fahrkosten betragen über 3700 Rubel (umgerechnet ca. 107 Franken). Zum Vergleich: Die Fahrt vom Flughafen zum Hostel, die erheblich länger gedauert hat (gefühlt etwa fünfzig Minuten), kostete 4000 Rubel.
Mit einem solchen Preis habe ich natürlich nicht gerechnet; entsprechend reagiere ich. Das sei doch ein ziemlich teurer Preis für eine Fahrt von ein paar Minuten. „VIP-Taxi“, wird mir als Begründung geliefert. Naja, vom VIP-Service habe ich nicht sonderlich viel gemerkt. Auch das Taxi, das zwar ordentlich und sauber ist, sticht nicht gerade aus der Masse hervor.
Verhandeln scheint nicht erfolgsversprechend zu sein, also versuche ich die Gebühr zu berappen.
Zum Glück habe ich auch noch Euro und Dollar dabei. Ich gebe etwa achtzig Dollar, und auch noch einige Rubel. Ganz reicht es nicht, und die Euros, die ich dabei habe, sind in relativ grossen Noten. Der Taxifahrer akzeptiert den knapp nicht ganz ausreichenden Betrag, ich marschiere zum Hostel.
Ich ziehe meine Lehre aus der Geschichte; mache innerlich ein Memo, dass Taxifahrten mit Taxameter grundsätzlich zu vermeiden sind. Nur für eine kurze Zeit rege ich mich auf, dann ist der Ärger verflogen.
Ein paar Tage später in Petersburg zeige ich im Hostel einigen Leuten Bilder aus der Schweiz (es ist übrigens immer spannend, wie Leute im Ausland reagieren, wenn sie erfahren, dass man aus der Schweiz kommt, und was für Fragen dann gestellt werden).
Ein Psychotherapeut aus Estland stellt fest, dass die Taxis in Bern ziemlich chic und gut gepflegt aussehen, und fragt, ob die Fahrpreise entsprechend teuer sind.
In dem Moment weiss ich nicht, was ich antworten soll. Doch im Nachhinein und wenn ich an das hier geschilderte Erlebnis denke, wüsste ich nun eine gute Antwort :).
…und ich dachte schon, ich bin die einzige Person auf dieser Welt, die sich beim Taxi fahren abziehen lässt. Da habe ich aber noch mal Glück gehabt. Mein Vorfall ereignete sich damals aus lauter Faulheit einen Burgberg nicht zu Fuß hinunter laufen zu wollen… die nicht mal fünfminütige Fahrt belief sich dann auf stramme 30 Euro. Das ist natürlich peanuts verglichen mit deiner Taxifahrt, aber ich finde, es hilft zu wissen, dass auch anderen Leuten sowas passiert.
Beste Grüße und vielen Dank für dein „Gefällt mir“ auf meiner Seite, ich habe mich sehr gefreut, denn ich bin noch ganz neu in der Bloggerlandschaft und du warst der Erste, der das Knöpfchen gedrückt hat. 🙂
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